12 Ekim 2014 Pazar

Gespensterhaus



Wie viele Jahre waren schon vorbei? Sechs, sieben? Oder schon längst zehn gewesen? Dieses Haus, das ich schon lange nicht besucht hatte, ist sehr verbittert. Meine ersten Erinnerungen daran waren schon in den Schatten des Todes geraten. Trotz alledem haben die Menschen hier weiter gelebt. Sie haben gelacht, geweint, sich geliebt und sich gehasst. Sogar Kindergelächter ist von den Wänden geschallt.
Der Weg zum Haus war schwer zu erkennen. Als ich die Olivenbäume gesehen habe, habe ich verstanden dass wir angekommen waren. Ich bin aus dem Auto gestiegen, habe meine Tasche geholt. Es überkam mich das unbeschreibbare Gefühl des Betrübseins. Bei jedem Schritt habe ich bemerkt dass meine Nase brennt. Falls ich weinen könnte, wäre ich erleichtert. Aber ich konnte keinen Grund zum Weinen finden.
Als ich eingetreten bin, habe ich die Situation verstanden. Meine Nase war mit Erinnerungen verstopft, vom Leid besessen. Der Staub der Sterne, die ich von der Terrasse dieses Hauses beobachtet habe, war darin. Falls ich meine Tränen fließen lassen könnte, würde ich es tun. Aber ich hatte keine Tränen in den Augen.
Ich habe mich an den angespannt lachenden, schön blickenden, bärtigen Mann erinnert. Er hat seine letzten Monate in diesem Haus ohne von mir zu erfahren erlebt (und ich ohne von ihm). Was war mein letztes Wort an ihn? Keine Ahnung. Vielleicht „Bleib wohl, Onkel.“ Wie blöd ist es zu einem im Todesbett liegenden Mensch so etwas zu sagen! Aber ich konnte ihm auch nicht „Sayanora“ sagen. Ich kann es heute noch nicht.
Ein Traumbild von einer Frau kam vor meine Augen. Mein Onkel hatte uns aus seinen Bildern an der Wand angeschaut, als ich mit ihr zusammen hier war.  Wir tranken Wein und sprachen über Politik. Am Strand unter den Olivenbäumen haben wir uns eine Nacht geliebt. Danach als wir die Wellen aus dem Meer hörten, hat sie ihren Kopf auf meinen Bauch gelegt. Wir haben die Zeit und den Raum genossen.
Es gab noch eine andere Frau, die hier war. Sie war charmant aber wild, sehr unglücklich und sehr aggressiv. Als ich sie zum Bus begleitet habe, der sie von diesem Ort wegbrachte, habe ich sie das letzte Mal gesehen. In den letzten Sekunden war sie beleidigt, ihre Blicke waren ohne Liebe. Als der Bus angefahren ist, hat sie ihren Kopf von mir  weggedreht. Sie weinte nicht, das war meine Strafe. Diesen letzten Blick wollte sie mir nicht gestatten. 
Als ich mit diesen Gedanken unterwegs war, bemerkte mein Vater dass ich Schnupfen habe. Er fragte: „Was ist denn los, Junge? Bist du erkältet?“. Ich habe ihm gesagt: „Katze muss es sein. Meine Allergie.“ Falls ich ein Trauerlied singen könnte, könnte ich mich erleichtern. Aber ich wusste nicht wie, da ich bis zu dieser Zeit immer gedacht hatte, ich begegne dem Tod mit Märschen.

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